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Interessante Erfahrung: Wer auf jeden Fall vor diesem Thema Angst hat, ist LinkedIn. Dieser Text war dort ein Post, >22K Views, >400 Reaktionen, 100 konstruktive Kommentare binnen vier Stunden. Dann hat LinkedIn den Post ohne weiteren Hinweis gelöscht. Beim Gedanken, dass die Auseinandersetzung mit Rechts kein Business-Content sein soll, schaudert es mich. Die Haltung gegenüber Höcke&co zeigt sich nicht in Sonntagsreden, sondern im – auch unternehmerischen – Alltag. Da zählt es. 

Es ist gar nicht so schwer: Man soll nicht mit Nazis reden. Schon gar nicht live im Fernsehen.

Zu hart? Ich glaube nicht. Nehmen wir die gängigen Gegenargumente einmal auseinander.

Wir haben fair und ausgeglichen zu berichten.

Entschuldigung, wer heute immer noch nicht verstanden hat, was False Balance ist, der muss noch einmal in die Journalistenschule. Es ist nicht ausgewogen, einen Klimaleugner gegen einen Klimaforscher zu setzen. Das gibt nur der Lüge und dem Lobbyismus eine Plattform und macht Fakten zu diskutablen Positionen. Es ist nicht ausgewogen, einen Anti-Demokraten gegen einen Demokraten zu setzen. Das macht Demokratie an sich diskutabel und reduziert sie damit zu bloßer Meinung.

Die haben doch so viel Zuspruch.

Ja, ja, und wir dürfen doch den Kontakt zu den Menschen nicht abreißen lassen. Die sind doch nur besorgt/wütend/enttäuscht/traurig und wählen aus Protest AfD. Nein, wer die AfD wählt, schneidet selbst das Band der Kommunikation durch. Es kann nicht Aufgabe der Gesellschaft sein, das abgeschnittene Ende dieses Bands weiter in der Hand zu halten und so zu tun, als wäre auf der anderen Seite noch jemand dran.

Die AfD ist doch eine demokratisch legitimierte Partei.

Berge von Äußerungen belegen den demokratiefeindlichen Charakter der AfD. Wer sie dennoch wie einen demokratischen Akteur behandelt, verteidigt sie gegen ihre eigenen Aussagen. Warum sollte irgendjemand das tun? Dass undemokratische Kräfte sich demokratischer Mechanismen bedienen, um an die Macht zu gelangen, muss man in Deutschland doch niemandem erklären. Bonus: Wir wissen sogar aus eigener Anschauung, was danach geschieht.

Wenn wir uns weigern, führt das zu Protesten und Beschwerden.

Liebe Journalistenfamilie, wovor habt ihr Angst? Dass euch die Nazis nicht lieben? Tun sie eh nicht. Da könnt Ihr Steigbügelhalter spielen, so lange ihr wollt. Maximilian Krah, frisch zum AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl bestimmt, schreibt: „Es kann nicht darum gehen, in [den Medien] zu reüssieren, sondern nur darum, ihre Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen.“ Er rechnet nicht einmal damit, gut wegzukommen. Und sobald die Nazis an der Macht sind, wird freien Medien ohnehin die Grundlage entzogen. Wenn euch sonst kein Argument reicht: Wer immer heute sagt, es sei für Gesellschaft und Demokratie wichtig, plurale Medien und einen funktionierenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu haben, muss Nazis geradezu einen Platz darin verweigern.

Wir reden ja nur mit der AfD, um sie zu entlarven.

Das ist das schlimmste aller Argumente. Es gibt da nichts zu entlarven. Dass Nazis Nazis sind und es auch sein wollen, liegt in schönster Klarheit offen da.

Also: Höcke ausladen. Und den Rest der Nazibande auch. Nazis färben ab. Und die Farbe ist hässlich. Man soll nicht mit Nazis reden. Außer wie in Nürnberg 1945/46. Dann doch.

Danke an Julia Jaekel für das Zitat von Krah. Hier ihr Post: https://www.linkedin.com/posts/julia-jaekel_afd-activity-7095371543957917699-X-Vc?utm_source=share&utm_medium=member_desktop